Hier der Link zum Videomitschnitt der Gemeinde und hier die Richtigstellung von Moritz Ott, warum Streuobstbäume nicht so einfach verpflanzt werden können, wie dies bei der Infoveranstaltung im Beitrag von FWV und CDU dargestellt wurde.

Zum Nachlesen hier der Redebeitrag von Peter Kraus:

Guten Abend liebe Bürgerinnen, liebe Bürger von Langenargen,
ich begrüße Sie ganz herzlich und freue mich sehr, dass Sie dieses Angebot der Gemeinde zu einem offenen und transparenten Austausch der Argumente zum anstehenden Bürgerentscheid annehmen.
Ich darf dabei für die Mitglieder der Offenen Grünen Liste sowie für Herrn Schmid von der SPD sprechen – wir alle haben im GR im November letzten Jahres gegen den erneuten Antrag auf Erstellung eines Bebauungsplans für das Gebiet Mooser Weg gestimmt. Und ich werbe heute dafür, dass auch Sie sich in diesem Sinne erneut beim anstehenden Bürgerentscheid beteiligen und mit Ja – gegen die Bebauung abstimmen.
Zunächst möchte ich betonen, dass ich vollumfänglich die soeben vorgetragenen Argumente der Vertrauensleute des Bürgerbegehrens unterstütze und insbesondere diesen auch sehr für Ihren Einsatz in diesem demokratischen Prozess danke.
4 Jahre nach dem damaligen Bürgerentscheid zum gleichen Gebiet einen erneuten Antrag auf Erstellung eines B-PLans im GR zu fordern ist schonäußerst bemerkenswert – zumal die mittlerweile eingetretenen
Veränderungen der Rahmenbedingungen in LA eigentlich genau das Gegenteil nahelegen.
Viele der zu diesem Thema in den letzten Jahren in LA unklar und unbearbeitet gebliebenen Aspekte haben wir eigens in einer Wohnraumbedarfs- und Flächenpotentialanalyse von unabhängigen externen Fachbüros in 2022 aufarbeiten lassen, mit dem Resultat von interessanten und gut begründeten größeren Flächenpotentialen im Innenbereich von LA. Aber schon vor jeglicher ausführlichen Diskussion im GR wurde dort dann, mehrheitlich, erneut ein Aufstellungsbeschluss für die nicht empfohlene Fläche Mooser Weg herbeigeführt.
Demgegenüber werden in dieser neu erstellten Analyse Erfordernisse für eine zukünftige positive Wachstumsentwicklung für Langenargen genannt, die sich nur in größeren und zusammenhängenden Bau-Flächen realisieren lassen.
Ich zitiere:
„Viel wichtiger ist in diesem Zusammenhang, dass Langenargen seine
Sichtbarkeit für Familien ausbaut. Eine solche Sichtbarkeit bedeutet auch,
größere Wohnbauvorhaben auf den Weg zu bringen, die nicht zuletzt
aufgrund ihrer Dimension geeignet sind, ein differenziertes typlogisches
Angebot aus Einfamilien- wie Mehrfamilienhäusern zu realisieren.“
Bei dem Fokus auf die Potenziale des optimistischen Szenarios, d.h.
insbesondere der stärkeren Positionierung als Wohnort für Familien, wäre
es erforderlich, weitere und kontinuierlich in den nächsten Jahren am
Wohnungsmarkt zu platzierende größere Vorhaben umzusetzen. Diese
sollten aus Gründen der Sichtbarkeit insbesondere im Kernort
Langenargen realisiert werden, da dies der Ort in der Gemeinde ist, der
die potenziell größte Strahlkraft nach außen über die Gemeindegrenzen
hinaus hat.

Dazu bedarf es einer integrierten Lage, einer wirksamen Flächendimension sowie einer Mischung der Bebauung (Ein-/ Mehrfamilienhäuser, Wohnungen, Miete/ Kauf, für Jung und Alt, etc.). Entsprechend der
Empfehlungen der Experten sollten wir uns auf diese Flächen mit besonderem Entwicklungsfokus konzentrieren – eine parallele Beschäftigung mit mehreren „Kleinflächen“ scheint aus Kapazitätsgründen
kaum zielführend.
Insbesondere die Fläche im Besitz der Spitalstiftung am Strandbad sollte entwickelt werden, da deren Größe eben genau solch eine entsprechende Quartiersgestaltung ermöglicht. Sozusagen als Nebeneffekt ergeben sich durch Vergabe von Erbbaurechten für die Stiftung erhebliche finanzielle Einnahmen aus heute „totem Kapital“ – was wiederum die jährlichen Zuschüssen der Gemeinde zur Deckung des Defizits aus dem Betrieb des Pflegeheims mindert (derzeit ca. TEUR 600 p.a.). Grundsatzentscheidungen hierzu haben Gemeinde- und Stiftungsrat in diesem Jahr getroffen. Zur langfristigen Entwicklung unserer Gemeinde sollten wir alle Kräfte in Richtung dieser strategischen Optionen bündeln –

deshalb stimmen Sie bitte am 9. Juli mit Ja für das Bürgerbegehren, und damit gegen die Bebauung am Mooser Weg.

Hier nun noch der Redebeitrag von Bernd Wahl:

Liebe Bürger von Langenargen
Wir danken Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, sich über den bevorstehenden Bürgerentscheid
zu informieren.
Wir danken der Gemeindeverwaltung für die Organisation dieser Veranstaltung und Herrn Prof.
Baumgart, dass er diese moderiert und sicherlich mit einem Blick „von außen“ mit beleuchtet.
Mein Name ist Bernd Wahl. Zusammen mit Moritz Ott, der nachher auf dem Podium sein wird,
und Thomas Brugger, der heute nicht dabei sein kann, sind wir die Vertrauenspersonen für das
Bürgerbegehren, welches von einer großen Anzahl Langenargener Bürger unterstützt wird.
(Eingereicht wurden 903 gültige Unterschriften für das Bürgerbegehren.)
Wie in vielen attraktiven Orten ist in Langenargen der Siedlungsdruck und damit auch das
Preisniveau des Wohnungsmarkts sehr hoch. Die Bevölkerungszahl hat sich seit Mitte des 20. Jhd.
etwa verdoppelt. Die Siedlungsentwicklung erfolgte vorwiegend parallel zum See und lässt nur
noch wenige zusammenhängende Grünbereiche zwischen See und Hinterland übrig. Mit dem
Verlust an Naturräumen gehen auch die davon abhängigen Tier- und Pflanzenarten verloren.
Im Jahr 2000 fasste der Gemeinderat daher den Beschluss, den Grünbestand „Höhe“, auf dem die
Fläche am Mooser Weg liegt, unter Schutz zu stellen. Ziel war es, diesen 5 ha großen Naturraum
dauerhaft zu erhalten,
 als Lebensraum von Pflanzen und Tieren,
 als Erholungsraum für die Menschen
 und als Teil einer landschaftlichen Grünverbindung zwischen Bodensee und Hinterland.
Nachdem 2017 eine Ratsmehrheit dennoch eine Bebauung auf dieser Fläche durchsetzen wollte,
wurde 2018 in einem Bürgerentscheid entschieden, dass dieser Naturraum erhalten bleibt.
Der damals erzielte demokratische Konsens wurde nun leider von einer Mehrheit im Gemeinderat
aufgekündigt.
Daher stehen wir nun erneut vor einem Bürgerentscheid.
Wie damals geht es um die zentrale Frage:
Wo soll Wohnraum geschaffen und wo Naturraum erhalten werden?
Bei der Ortsplanung müssen verschiedene Ziele „unter einen Hut gebracht“ werden.
Damit dies gelingt, gibt es detaillierte Planungen zur Flächennutzung.
Der aktuelle „Flächennutzungsplan“ wurde 2019 neu gefasst, nach rund 10 Jahren Ausarbeitung.
Für die Wohnbebauung in Langenargen sind darin 8,6 ha vorgesehen. Die Wiese am Mooser Weg
ist darin nicht zur Bebauung eingeplant. Sie dient, als Ausgleichsmaßnahme für das Baugebiet
Gräbenen V dem Schutz von Natur und Landschaft.
Auch die seit September 2022 vorliegende, vom Gemeinderat beauftragte
„Wohnraumbedarfsanalyse“ befasst sich fachlich fundiert mit der Wohnraumentwicklung. Sie
zeigt u.a. 3,8 ha innerörtlicher Baulücken auf und empfiehlt mehrere größere Flächen als vorrangig
für den Wohnungsbau. Von einer Bebauung des Mooser Wegs wird hier ausdrücklich abgeraten.
Es ist für uns schwer nachzuvollziehen, dass man diese ausführlichen Fachkonzepte erstellt, dann
aber das Gegenteil dieser Planungen und Empfehlungen beschließt.
Dies ist noch schwerer nachvollziehbar, wenn man die aktuelle Wohnbauentwicklung sieht:
Ca. 120 Wohnungen, davon 27 mit sozialer Preisbindung, entstehen im Baugebiet „Naturella“.
Weiterer Wohnraum kommt am Schützenheim hinzu.
Dieser neue Wohnraum, der jetzt entsteht, ist ein Vielfaches dessen, was der „Mooser Weg“
ermöglicht.
Weitere Bauvorhaben werden von der Gemeinde gegenwärtig aktiv vorangebracht, teils basierend
auf der „Wohnraumbedarfsanalyse“. Und auch beim Grunderwerb geht es voran, wie z.B. in der
„Grube“.
Am „Mooser Weg“ möchten die Initiatoren des Bebauungsbeschlusses laut Antrag privates
Wohneigentum sehen.
Natürlich wäre es attraktiv, im Grünbestand „Höhe“ ein Eigenheim zu bauen und die Natur als
wohltuende Kulisse zu haben. Zugleich jedoch zerstört und stört man erhebliche Bereiche dieses
wertvollen Naturraums.
Der Erhalt dieser Natur hat jedoch ein hohes öffentliches Interesse.
Dies zeigen auch der Bürgerentscheid von 2018 und das aktuelle Bürgerbegehren.
Wer auf dieser Fläche privaten Wohnbau haben möchte, sollte sich fragen, ob dies auch im Sinne
der Gesamtgemeinde ist?
Warum nicht auf Flächen bauen, die dafür vorgesehen sind?
Im Jahr 2019 hat der Gemeinderat im beschleunigten Verfahren 4 Bebauungsplanungen für rund
7 ha beschlossen (3 in Oberdorf, 1 in Gräbenen). Eine konsequente Umsetzung dieser Beschlüsse
war jedoch nicht erkennbar. Wer Baugrund entwickeln will, muss natürlich mit den
Grundeigentümern rechtzeitig über die Planungen sprechen oder am Besten persönlich über den
Grunderwerb verhandeln.
Versäumnisse der damaligen Wohnbau- und Grunderwerbspolitik nun als Grundlage dafür zu
nehmen, wertvollen Naturraum zu überbauen, lehnen wir ab.
Eine erfolgreiche und nachhaltige Wohnraumpolitik erzielt man dadurch, dass man die
langjährigen Planungsprozesse – wie z.B. die Flächennutzungsplanung – kontinuierlich und
konsequent voranbringt.
Wie schon 2018 wird auch wieder thematisiert, dass
für junge Langenargener Familien vergünstigte Bauflächen geschaffen werden müssten. Ja, gerne!
Aber dies hat nichts mit dem „Mooser Weg“ an sich zu tun, sondern betrifft die Wohnbaupolitik
der Gemeinde insgesamt. Längst hätte sich der Gemeinderat hierüber Gedanken machen können
und z.B. „Flächenvergaberichtlinien“ entwickeln können. So bleibt vieles Vermutung oder
Behauptung, über das was möglich sei oder was beabsichtigt ist, und entzieht sich weitgehend
einer zielführenden Diskussion.
Grundsätzlich gilt: Bei der Veräußerung von Wohnbauflächen muss die Gemeinde wirtschaftlich
handeln und darf Auswärtige auch nicht ausschließen.
Bauflächen nur für Langenargener anzubieten, geht nicht. Andererseits kann aber z.B. Kressbronn
den Langenargenern auch nicht verwehren, sich dort für das aktuelle Baugebiet Bachtobel zu
bewerben.
Die seenahe Fläche „Mooser Weg“ hat einen sehr hohen Verkehrswert, evtl. höher als der
Bodenrichtwert der Umgebung, der 950 €/m² beträgt.
Nach unserer Ansicht gehört diese Wiese zu den am wenigsten geeigneten Flächen, wenn man
tatsächlich günstigen Wohnraum schaffen möchte.
Und wie der Wohnraumbedarfsanalyse entnommen werden kann, bietet diese Fläche auch keine
gute Möglichkeit, um ein differenziertes Angebot passend zum Wohnraumbedarf von Langenargen
zu schaffen.
Wohnbau ja – so wie es der Flächennutzungsplan und die Wohnraumbedarfsanalyse aufzeigen.
Und damit also nicht am Mooser Weg. Nicht im Grünbestand „Höhe“, der zusammen mit dem
Schwediwald und dem Seeufer ein bedeutender Naturraum für Mensch, Tier und Pflanzen ist,
und dabei Lebensraum für zahlreiche gefährdete und geschützte Arten.
Denn der Verlust an Arten und biologischer Vielfalt schreitet auch bei uns in Langenargen weiter
voran, oftmals verstärkt durch die Folgen der Klimakrise.
 Das massive „Insektensterben“ ist hierbei nur ein Beispiel von vielen.
 Etwa jede zweite Wildbienenart gilt in Deutschland als bedroht.
Streuobstbestände, wie jene am Mooser Weg, sind daher seit 2020 aufgrund des Volksbegehrens
„Rettet die Biene“ gesetzlich geschützt. Sie sind besonders wertvoll für die Artenvielfalt.
Die Streuobstwiese hat als Ausgleichsfläche die Funktion, verloren gegangene Lebensräume
wiederherzustellen und den Biotopverbund nördlich von Langenargen zu stärken.
Auch damit sich das Ökosystem an den Klimawandel anpassen kann, müssen wir solche
Naturräume wie am Mooser Weg erhalten und stärken.
Dieser Naturraum ist aber auch deshalb wichtig, weil er für die Bürger und Gäste erlebbare Natur
bietet und daher von besonderem Wert für die Naherholung ist.
Ob der gesetzliche Schutz der Streuobstwiese eine Bebauung überhaupt zulässt, ist bislang
ungeklärt. Aus diesem Grund kann gegenwärtig auch niemand ernsthaft versprechen, hier könne
schnell Wohnraum entstehen.
Es macht ökologisch aber auch ökonomisch keinen Sinn Ausgleichsflächen, wie die Streuobstwiese
am Mooser Weg, anzulegen, um sie dann nach wenigen Jahren wieder zu zerstören und an
anderer Stelle mit viel Kosten und Aufwand wieder von vorne anzufangen.
„Umpflanzen“ lassen sich Streuobstwiesen nicht. Sie entwickeln sich über viele Jahre zu immer
wertvolleren Lebensräumen.
Langenargen braucht Wohnraum und Naturraum!
Man sollte nicht das eine gegen das andere setzen, sondern – gemäß der Flächennutzungsplanung
– versuchen, beides bestmöglich unter einen Hut zu bringen.
Die politische Entscheidung, über die Frage „Erhalt oder Bebauung der Streuobstwiese am Mooser
Weg“ liegt nun erneut bei Ihnen, bei den Bürgern von Langenargen!
Wir würden uns freuen, wenn Sie sich am 9. Juli mit einem JA!
 für den Erhalt der Streuobstwiese und des Naturraums am Mooser Weg entscheiden.
 Für ein lebenswertes Langenargen, das Wohnraum schafft und Natur schützt.